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#SpreadLove! Let’s Talk about Nächstenliebe – mit Urban Heroes Gründerin Jo

Von Lynn Kühner

First of all: Happy New Year, liebe Hero Community! Wir hoffen ihr hattet es schön gemütlich über Weihnachten und den Jahreswechsel – mit der Familie, Freunden, Partnern oder eurer Katze – ganz egal! Hauptsache ihr konntet Liebe geben und habt sie auch bekommen.

Die Liebe ist das wohl stärkste und wichtigste Gefühl unseres Lebens. Um die Nächstenliebe dreht sich auch unsere ganz besondere erste Podcast Folge in 2022 – HIIT hat heute Pause.

Die Liebe zu unseren Mitmenschen ist so unglaublich wichtig und zeigt sich auf so vielfältige Art und Weise: Ob du nun einer Kollegin ihre Lieblingsschokolade mitbringst, einer auf der Straße lebenden Person Zeit und Gehör schenkst oder dich für Menschen und deren Schicksale einsetzt.
Dieses Thema ist eine Herzensangelegenheit von unserer Super Hero Lady Nummer 1, denn es ist nicht nur kurz vor Weihnachten wichtig, sondern jeden Tag. Für uns als Urban Heroes, aber auch für unsere Gründerin Jo Braun als Einzelperson.

Jo, viele denken bei dem Thema Nächstenliebe direkt an etwas Kirchliches. Was genau verstehst du darunter? Was ist für dich Nächstenliebe im Alltag?  

Mein Verständnis von Nächstenliebe kommt dem religiösen Verständnis relativ nah. Da heißt es ja, dass derjenige, dem Gottes Liebe und Zuwendung zuteil wird, diese nicht für sich behalten sollte, sondern sie mit anderen teilt und an sie weitergibt.

Für mich bedeutet Nächstenliebe, sich als Menschen zu begegnen. Wenn wir uns als Menschen begegnen, haben wir eine wahnsinnige Möglichkeit, voneinander zu lernen und den anderen in seiner Einzigartigkeit anzuerkennen, zu würdigen. Nicht, weil ich Christ bin und du Moslem oder weil ich Deutsche bin und jemand Migrant, ist davon irgendwer besser oder schlechter, sondern für mich bedeutet Nächstenliebe, wir sind alle Geschwister im Menschsein. Das ist unser gemeinsamer Nenner. Dieser gemeinsame Nenner heißt auch, dass wir dem nächsten wünschen, was wir uns selbst wünschen. Das geht sogar noch viel tiefer, bis zu den Fragen: Was heißt es überhaupt Mensch zu sein? Warum sind wir auf dieser Welt? Was hat unser Leben für eine Bedeutung? Was ist unser Auftrag als Individuum? Was macht dich glücklich? Was macht mich glücklich? Was erfüllt uns? 

Das sind meiner Meinung nach die Fragen, die wir uns immer mehr fragen, wenn die Grundbedürfnisse gedeckt sind. Wir verbringen viel Zeit damit, diese Antworten zu suchen, aber aus meiner Sicht gibt es diese Antworten nicht in der erfüllenden Bestätigung, wenn wir einen Instagram Post absetzen und Likes bekommen – auch wenn’s vielleicht eine tolle Aussage ist – sondern darin, anderen zu dienen. Ich glaube, wahrhafte Sinnhaftigkeit und Erfüllung bekommst du, wenn du etwas Größerem dienst als dir selbst. Etwas, das über deine eigenen Bedürfnisse hinausgeht. 

Wow, da steigst du ja direkt mit einem richtig tiefgründigen Brecher ein! Es ist total wichtig sich mal zu reflektieren und zu sehen, was man selbst tut und tun kann. Das gilt für Einzelpersonen aber auch für Unternehmer*innen. Inwiefern siehst du dich als Unternehmerin in der Pflicht, Nächstenliebe zu teilen?

Ich denke, als Unternehmer*in hast du die Verantwortung für die Mitarbeiter*innen, für den laufenden Betrieb, den Umsatz, die Einhaltung des Versprechens, das zu deinen Kunden gibst durch deinen Service oder dein Produkt und für vieles, vieles mehr. Gleichzeitig hast du als Unternehmer*in Einfluss auf Vieles und steuerst Vieles. Du kannst zum Einen beeinflussen, was für eine Art von Service oder Produkt du auf den Markt gibst. Wie sie hergestellt werden und wie schonend oder schädlich das für die Umwelt ist. Daher tragen wir als Unternehmer*innen eine besondere Verantwortung für unser Tun. Soziologisch, ökologisch und ökonomisch hat alles, was wir tun, eine Wirkung. Ich glaube es ist sehr wichtig, sich dessen bewusst zu sein und auch so zu agieren. Ich kann beispielsweise beeinflussen, was für eine Art von Recruitment Policy wir haben. Das kann wiederum einen Einfluss auf die Gesellschaft haben. Wem gebe ich eine Chance, einen Job bei uns zu bekommen und wem nicht? Fördere ich, stehe ich wirklich für Diversität ein und sage, dass ich eine wirklich bunte Belegschaft haben möchte, die sich ergänzt? Oder behaupte ich das nur, mache mir aber nicht die Mühe, im Recruitment Prozess neue Wege zu definieren, weil das alte System im Zweifelsfall noch einen bestimmten Typ Menschen leichter macht zu finden…? Deswegen ist es besonders für Unternehmer*inne wichtig, mehr Nächstenliebe und Verantwortungsbewusstsein zu zeigen.

Das muss man ja im ersten Schritt für sich selbst erkennen und bei sich selbst gewisse Muster umstellen. Was für Werte sind dir als Unternehmerin wichtig? Sowohl im Team, als auch im Miteinander mit den Kunden? 

Werte, die uns im Team sehr wichtig sind und die hier gelebt werden sind Chancengleichheit, was sehr nah an Nächstenliebe ist. Da haben wir ein ganz klares Warum: Das was wir an uns selbst erfahren, wie gut es unserem Körper durch das Training geht, wie wir unsere Leistung steigern können, aber auch immer wieder unsere Komfortzonen verlassen und das miteinander teilen, all das wünschen wir uns natürlich auch für unsere Kunden. 

Ein weiterer wichtiger Wert ist, dass man immer weiter lernt. Nie aufhören zu lernen! Sich auch Fehler eingestehen können und Großzügigkeit, vor allem im Herzen, weniger im Finanziellen. Wir sind im Team sehr hilfsbereit und beschenken uns gerne. Sei es mit positivem Feedback oder mit Zeit für jemanden, der gerade vielleicht zu viel auf dem Zettel hat. Darunter verstehe ich Großzügigkeit. 

Und in einer gewissen Art und Weise auch die Abenteuerlust, die uns verbindet. 

Wir fragen uns oft im Team: Haben wir dem Kunden heute geholfen besser zu werden? Haben wir heute Menschen größer gemacht? Wem habe ich heute eine Freude gemacht? Was habe ich heute Neues gelernt? Wofür bin ich heute dankbar? Bei der Abendteuerlust ist es dann eher eine Frage wie: Bin ich heute ein Risiko eingegangen? Bin ich heut schneller gesprintet als gestern? 

Die Red Zone ist ja sowas wie das Epizentrum des Glücks, so viele Endorphine wie dort ausgeschüttet werden! Was habt ihr euch denn im Team überlegt, um im Alltag noch aktiver Nächstenliebe zu verteilen? Im Trubel des Alltags geht das ja schnell mal unter. 

Ein Stück weit liegt das in der Urban Heroes DNA, wir leben die Nächstenliebe in der Unternehmenskultur miteinander im Team, weil wir sehr familiär miteinander umgehen, aber auch gegenüber unseren Kunden. Die Natur unseres Geschäfts macht es einfach, das nicht zu vergessen im Alltag. Trotzdem versuche ich, als Vorbild voran zu gehen und über mein persönliches Engagement zu sprechen. Ich bin Mentorin für Jugendliche, einige davon sind geflüchtet, andere sind anders benachteiligt. Ich definiere das als „Sie haben sehr hohe Fähigkeiten und wenig Zugang“. Da verpflichte ich mich zum Beispiel mit meiner lokalen Organisation Ankerlicht in Hamburg, die mit geflüchteten Jugendlichen im Teenageralter arbeitet. Man verpflichtet sich dort, für 90 Minuten in der Woche als Mentor*in einen jungen Menschen für ein Jahr zu begleiten. Das hört sich vielleicht erstmal viel an. Erfahrungsgemäß geht das immer einfacher und wird eher mehr als weniger, weil man eben jemandem dabei hilft größer zu werden. 

Einige von diesen Mentees haben wir auch im Urban Heroes Team kennengelernt. Es fällt auf, dass du dich besonders für Geflüchtete Jugendliche und für das Thema Diversität einsetzt. Warum sind das deiner Meinung nach so wichtige Bereiche? 

Ich setze mich so für Diversität und Chancengleichheit ein, weil ich zum Beispiel sehr gutheiße, dass wir in Deutschland so viele Flüchtlinge aufgenommen haben. Gleichzeitig muss man auch langfristig denken: Wenn wir jetzt nicht vor allem den jungen Menschen, die in ihren transformativen Jahren sind, helfen, als Brücke, sich in Deutschland zu integrieren, sie befähigen, Jobs zu haben, dann wird das auf kurz oder lang sowieso auf uns zurollen. Es ist unsere Verantwortung und wir können es nicht der Politik allein überlassen sondern können aktiv mitgestalten. Ich würd mir wünschen, dass Menschen das mehr erkennen. Ich kann selbst so viel mehr bewegen, als das immer von einem großen System zu verlangen. 

Wenn ich ausgrenze statt zu integrieren, wird es auf kurz oder lang, vor allem aber auf lang, ein Problem für mich und für unsere Gesellschaft. 

Was für viele eine Hürde ist, ist wahrscheinlich die Zeit. Bei Ankerlicht könnt ihr auch noch helfende Hände gebrauchen, oder? 😉

Absolut! Durch die Pandemie ist es besonders schwierig für diejenigen, die z.B. nicht die Lernbedingungen haben wie viele andere zuhause. Da muss man eine Brücke schlagen und sich in die Situation hineinversetzen, dass man selbst aus seinem Land vertrieben wurde. Das was ich mir selbst wünsche, wünsche ich auch anderen. Meistens ist das wie bei einem Urban Heroes Workout, kurz vorher hat man Angst, man könnte versagen in der Red Zone oder man ist nicht fit genug. Beim Thema Engagieren haben das vielleicht auch viele, einen gewissen Perfektionismus. Auch da gilt der Wert, bereit zu sein, ein Risiko einzugehen. Man wird von den Organisationen häufig sehr an die Hand genommen.

 

Das ist auf jeden Fall ein super Reminder und Motivation für Einzelpersonen – einfach loslegen!  Was würdest du Menschen in Führungspositionen bzw. Unternehmen in dieser Hinsicht raten?

Menschen, die Unternehmen führen haben natürlich nochmal viel mehr Einfluss, den sie nehmen können. Man kann eine Gesellschaft nur verändern, wenn man hinter gewissen Worten auch Taten folgen lässt. Das heißt, wenn es faktisch klar ist, dass z.B. Diversität in Teams zu besserer Produktivität führt, ist es auch meine Verantwortung als Unternehmen, dafür Sorge zu tragen und nicht irgendwelche Ausflüchte zu suchen. Ich habe ganz viele befreundete Unternehmer – sorry an der Stelle – die mir sagen, sie finden keine passende Frau für die Stelle oder den Bereich, oder niemanden mit Migrationshintergrund. Ich sage dann immer, dass der- oder diejenige an der falschen Stelle sucht. Jeder Unternehmer*in hat sich irgendwann mal die Challenge gesetzt und sich gesagt „Ich versuche es jetzt mal mit dieser Geschäftsidee“. Egal was, mit viel Schweiß und Blut und Kraft wurde der Weg dann gehbar gemacht. Und genauso ist es für solche Themen. Da würde ich mir bei den Unternehmer*innen mehr Engagement wünschen. 

Schlussendlich ist das Suchen an der Richtigen Stelle ja eine Frage der Motivation, der Intention, der Werte und ein Stück weit auch eine Frage der Überwindung. Jeder von uns kann was bewegen, auch wenn es erstmal kleine Schritte sind. 

Am Ende ist es ein bisschen wie bei Urban Heroes, man fängt an und wundert sich erstmal, was eigentlich mit dem Körper passiert ist. Geh ich da überhaupt nochmal hin? Und dann kickt dieses Suchtgefühl ein, man hat das Gefühl, in kürzester Zeit ein Held geworden zu sein. So kann man das Prinzip auf das Engagieren übertragen. Manche scheuen diese Extra Aufgabe. Man hat seinen Job, seine Familie, man möchte noch was für seine Gesundheit tun und auch noch etwas Freizeit haben, nicht so viel Stress… dann scheut man halt davor zurück. Aber oft ist es eine Energiequelle! Man kann das im kleinen Rahmen machen und sich einmal im Jahr z.B. bei der Suppenküche zu engagieren oder eben im größeren Rahmen, wenn man sich verpflichtet, ein Jahr lang einen jungen Menschen zu unterstützen. Oder sich für den Klimaschutz engagieren. Oder man fängt erstmal an, sich mit den Themen überhaupt mehr auseinander zu setzen. Ich kann auch damit anfangen, in meinem Unternehmen, bei meinen Chefs mal kritische Fragen zu stellen und mehr einzufordern. 

Hero, wir hoffen, dass du aus dieser Folge Inspiration für dich mitnehmen konntest und im neuen Jahr vielleicht auch ein paar Vorsätze im Sinne der Nächstenliebe umsetzt. #SpreadLove!